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Mittwoch, 17. Juni 2015

Impressionen einer Nacht

Es ist Nacht, es ist dunkel, ein bisschen kühl vielleicht. Eigentlich bin ich hundemüde, weil es ein anstrengender Tag war und ich am nächsten Morgen ja wieder früh raus muss um Matthias in den Kindergarten zu bringen. Trotzdem kann ich nicht richtig schlafen, werde immer wieder wach, sehe auf den Wecker. 
03:34 Uhr.
Mein Mann schläft neben mir den Schlaf der Gerechten, BabyJonas liegt in meinem Arm und im blauen Licht des Digitalweckers kann ich sehen, das er im Schlaf nuckelt. Alles ist friedlich, aber etwas fehlt. 
Wie aufs Stichwort kommt Matthias aus seinem Zimmer mit nackten Füßen in unser Schlafzimmer gewatschelt. "Mama, darf ich in dein Bett kommen?" Aber da ist er auch schon reingeklettert, kuschelt sich an mich und fragt nach seinem Nucki. 
Jetzt kann ich schlafen,...oder auch nicht...
04:02 Uhr. 
Der erste Tritt landet noch in meinen Rippen und ich drehe mich um, damit BabyJo nichts abbekommt. Der nächste Tritt findet sein ungewolltes Ziel in meinem Nacken. Ich schimpfe ein bisschen vor mich hin, während ich den Großen wieder in die Länge ziehe um ihn einigermaßen bequem zurück in die Mitte unseres Ehebetts zu legen. 

So und ähnlich geht es in der nächsten Stunde noch ein paar Mal, bis er endlich ruhig und tief schläft. 
Um 05:00 klingelt mein Wecker und schon beginnt BabyJo nach seinem ersten Frühstück zu meckern. 
Ich stille ihn, lege ihn in sein Bett und stehe auf.

So sind fast alle unsere Nächte. Ob Matthias tritt oder nicht kommt auf die Erlebnisse des Vortages an, aber in unser Bett kommt er jede Nacht. 

Manch einer mag das vielleicht nervig nennen, ich nenne das Familienbett.

Kinderlose oder noch-nicht-Eltern kennen das vielleicht anders: 
Am Ende eines langen Tages lümmelt man noch ein bisschen auf der Couch, sieht fern, geht irgendwann ins Bett und schläft, pflegt vorher vielleicht noch ein bisschen die Beziehung, irgendwie sowas....Das ist normal, oder auch gesund, niemals würde die Medizin auf die Idee kommen uns davon abzuraten. 
In einer Beziehung ist eben nicht nur man selbst wichtig, sondern immer auch der Partner. Die Nähe, das nicht alleine sein in der Nacht. Ich kenne nur wenige Menschen, die wirklich gut schlafen, wenn Sie mal eine Nacht (oder mehrere) ohne ihren Partner verbringen müssen. Ich selbst gehöre dazu, schlafe nur sehr schlecht wenn mein Mann nicht da ist.

Bekommt man dann Kinder sieht das ganze schon anders aus, wenn man nach Schulmedizin und Wissenschaft geht.

Es gibt so viele Regeln, wie und vor allem wo unsere Kinder schlafen sollen, dass besonders junge Erstlingsmütter schnell total verunsichert werden, zumindest ging es mir so.

Wo es vor Jahren noch okay war und sogar geraten wurde, das Kind auf den Bauch in sein Bett zu legen, ist das jetzt das absolut Falsche. Danach galt das gleiche für die Seitenlage. 
Plötzlicher Kindstod ist das große Risiko im ersten Lebensjahr, bei Jungs sogar etwa die ersten 18 Monate. 
Deswegen gelten die folgenden "Regeln", die auf jeder gut sortierten Babyinfoseite 
, -Broschüre, Postern, etc. zu finden sind: 
- kein Betthimmel, kein Nestchen am Kopfende
- keine Kuscheltiere/Spielzeuge im Bett
- das Kind nur in Rückenlage hinlegen 
- nach Möglichkeit wird unbedingt zum Schnuller geraten 
- das Baby nur im Schlafsack, niemals mit Decke hinlegen 

Zugegeben, das mit dem Spielzeug und dem Schlafsack macht Sinn. 
Betrachten wir mal den Rest: "kein Betthimmel/Nestchen", dann fällt ja eigentlich auch das Schlafen im Kinderwagen flach, denn da hat man ja im Prinzip Beides, oder? . "Nur in Rückenlage hinlegen",...schonmal versucht ein Kind mit Koliken zum schlafen auf den Rücken zu legen? Sobald das Herzchen seinen Kopf in Bauchlage heben und drehen kann, halte ich die Bauchlage sogar für sehr angebracht.  Und was ist eigentlich, wenn das Baby partout keinen Schnuller zum schlafen nehmen möchte? Wozu überhaupt der Rat zum Schlafschnuller auf einmal? 
Und mal ehrlich: plötzlicher Kindstot heißt nicht ohne Grund so. Soweit ich weiß, wissen die Ärzte selbst immer noch nicht, warum es überhaupt passiert, oder was der Grund dafür ist.

Wenn man über das Familienbett redet gibt es dann die Sprüche und Fragen, die so sicher kommen, wie das Amen in der Kirche: "Ist es nicht besser, wenn das Kind im eigenen Bett schläft? Das könnt ihr ihm nie wieder abgewöhnen.", "Ist das nicht zu gefährlich für das Kind?", "Ist das nicht unbequem für euch?" 
Die Antworten fallen unterschiedlich aus. 
Ja, es ist schwer das Kind vom eigenen Bett zu überzeugen, wenn es sich einmal ans Famileienbett  gewöhnt hat. Aber es ist mindestens genauso schwer sich selbst davon zu überzeugen, finde ich. Wenn nicht wenigstens einer meiner Söhne in der Nacht mit in unser Bett kommt ist das ein total unangenehm-ungewohntes Gefühl. 
Für Kinder ist das schlafen im Elternbett eigentlich nur dann wirklich gefährlich, wenn die Eltern rauchende, saufende Idioten sind, die auf nix außer sich selbst Rücksicht nehmen - und solche Leute sind generell gefährlich für die eigenen Kinder! Ich meine hier jetzt den Extremfall, also wirkliche Vollidioten. (Wer sich jetzt übrigens angesprochen fühlt, sollte sich vielleicht Gedanken machen). Außerdem liegt es doch eigentlich in unseren Genen, ist evolutionär bedingt, dass wir uns am sichersten fühlen, wenn unsere Familie auch nachts ganz nah bei uns ist, denn das gibt ein starkes Gefühl von Sicherheit. 
Und ob es unbequem ist? Das kommt drauf an. Eigentlich ist es eines der  schönsten Gefühle der Welt, wenn sich dein Kind nachts an dich Kuschelt und dich dabei aus versehen von deinem Kopfkissen verdrängt. Aber du weißt dann, dass es noch da ist, das es lebt und das es ihm gut geht. 

Ich kann nur für uns sprechen, aber das mit dem Familienbett ist das Beste, was uns mit unseren Jungs passieren konnte. Es gibt uns allen ein gutes und sicheres Gefühl. 
Ich für meinen Teil würde es nicht mehr anders wollen. ;)

Eure Gothmami


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